Moto Guzzi V50 II

Was lange währt 

...wird endlich gut. - Nicht, dass diese Guzzi vorher nicht auch schon gut gewesen wäre. Aber es brauchte 42 Jahre, bis sie den Weg zu mir fand.

Das wurde dann aber auch Zeit. Über drei Jahre hielt ich die Augen auf und verfolgte den Markt. In dieser Zeit tauchte das ein oder andere attraktiv erscheinende Modell auf, allerdings eher im Süden der Republik, was mir vom nördlichen Schleswig-Holstein aus, zu weit entfernt war.

Bis dann 2022 eine Maschine in der Nachbarschaft angeboten wurde. Bei uns hier im Norden sind weniger als 40 km Entfernung noch fast Nachbarschaft... - Mit den besten Gebrauchtmotorradverkäufern der Welt, einem Oldtimer liebenden Paar, bin ich dann ohne Umschweife sofort handelseinig geworden.

Warum eine es eine V50 II geworden ist? 

Dafür gibt es ganz simple, handfeste Gründe. Da ich kein ausgesprochener Oldtimer-Freak bin, sollte es kein Schrauberprojekt werden, sondern eine wartungsarme Maschine mit ausreichender Zuverlässigkeit für gelegentliche Oldie-Ausfahrten und ein bisschen Alltagseinsatz.

Zudem sollte dieses Pferdchen im Stall keine übermäßigen Budget-Effekte erfordern. Damit schieden dann Le Mans und V7 Modelle aus, die zwar sehr cool sind, aber eher Sammler-Pretiosen darstellen und entsprechende Aufwändungen erfordern.

Klein, handlich, spritzig und mit robusten Alltagsnehmerqualitäten ihrer Zeit ausgestattet, sollte sie sein. Da schien erschien mir die V50 gerade richtig. Und die V50 II weist bereits die verschleißfeste Nigusil-Beschichtung der Zylinder auf.

Original-Prospekt 

Meine V50 

Meine V50 wurde 1989 von dem zweiten Besitzer zu einem kleinen Racer umgebaut. Die Monositzbank und der Tomaselli Stummellenker sind damals ordnungsgemäß eingetragen worden. Den dritten Besitzern war die Haltung etwas zu sportlich, so dass der Rückbau auf den Serienlenker erfolgte. In dem Layout habe ich die V50 von ihnen erworben.

Ich habe ihr neue Reifen und eine gründliche Inspektion in der Dithmarscher Guzzi-Werkstatt meines Vertrauens gegönnt. Und sie läuft rrrrichtig gut. 

Gefühlt hat sie eine Statur, die knapp über eine 125er hinausragt. Aber das geringe Gewicht gepaart mit immerhin 490 ccm und 39 PS sind auf der Landstraße eine Quelle besonderer Begeisterung. Aus heutiger Sicht mögen das keine aufregenden Eckdaten sein, aber wenn ich unterwegs bin, grinse ich irgendwie jedes mal im Kreis.

"Es ist nie zu spät für eine glückliche Jugend", kommt mir dann in den Sinn. Nein, nicht dass ich damals mit meiner 250er MZ unzufrieden gewesen wäre, ganz im Gegenteil. Aber dieses Maschinchen italienischer Zweiradkultur wäre schon der Hammer gewesen...smile.

Unterwegs

Auch wenn das Layout, das der aktuellen BMW R12 nineT vorweg nimmt, finde ich die Kombination von Höckersitzbank und normalem Lenker völlig unharmonisch. Im Falle meiner V50 hieße es entweder die noch vorhandenen Tomaselli Stummel zu montieren oder den Serienlenker beizubehalten und die Sitzbank anzupassen. Ich habe mich für zweites entschieden und es bislang nicht bereut. Da mir bislang keine Seriensitzbank über den Weg gelaufen ist, wurde quasi aus der Not heraus ein Solositz sowie ein Gepäckträger montiert. Das ist ja bei Motorrädern dieser Generation im Grunde mit ein paar Handgriffen möglich.

Und was soll ich sagen? - Irgendwie gefällt mir das sogar besser. Tja, und so sind wir dann dann zu der ein oder anderen Oldie-Ausfahrt unterwegs...

Varianten

Einer der großen Vorteile der V50 besteht darin, dass sie seinerzeit in hohen Stückzahlen produziert wurde, da sie von Polizei- und Militär-Einheiten verschiedener Länder eingesetzt wurde. Dadurch ist die Teileversorgung relativ sorgenfrei.

V50 Gespann 

Diese V50 Gespann begegnete mir 2023 auf einem Gespanntreffen. Es handelt sich um einen Eigenbau. Als NATO Version wurden meines Wissens keine Gespanne eingesetzt.

Es ist bemerkenswert, was  die V50 alles mitmacht. Ich würde meiner V50 allerdings kein Boot zur Seite stellen wollen. - Ich bin sehr zufrieden mit ihr, so wie sie jetzt ist. 

Text und Fotos* Andreas Thier, 11/2023

(* außer Polizia und Nato-Solo Fotos, Quelle: www)