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  Motor-Rad-Reisen

Malle Mountain Rally 2022

Die etwas andere Motorradtour durch die Alpen


Längste Etappe

Der Scheinwerfer wirft seinen Lichtkegel auf das dunkle Asphaltband. Die Augen versuchen darin so vorausschauend wie möglich die Fahrbahn zu erfassen. In gewisser Weise ist die Wahrnehmung der Welt auf diesen Lichtkegel reduziert. Eine Konzentration auf das Wesentliche. Kurve an Kurve windet sich die Passstraße im undurchdringlichen nächtlichen Schatten der hohen Berge nach oben.

Eine Kette synchronisierter Glühwürmchen arbeitet sich an den Hängen und Flanken aufwärts. Sonorig und souverän versehen die Zweizylinder ihren Dienst. Mit den gleichmäßigen Abständen, gleichen Schaltpunkten und Beschleunigungsphasen klingt das Ganze wie komponiert. Wir sind auf dem Weg zum 2284 Meter hohen Julier Pass. Die Sonne ist längst untergegangen.

Wir – steht an dieser Stelle für eine kleine zusammengewürfelte Gruppe von Zweiradliebhabern auf Royal Enfield und Triumph Maschinen sowie einer Moto Guzzi. Außerdem mit von der Partie ist ein Morgan Threewheeler. Allesamt sind wir Teilnehmer der Malle Mountain Rally 2022.


Von Innsbruck nach Monaco - entlang des Alpenkamms.


Gestartet und gefahren wird normalerweise in festen Teams von jeweils vier bis sechs Fahrern. Aber so eine Rally ist fernab von normal. Und so kommt es fast unvermeidlich zu versprengten Einzelfahrern, die dann aber von anderen Gruppen gerne aufgenommen werden. Das bezeugt den Geist der Rally – It’s all about completion, not competition. Es geht um’s Ankommen, nicht um Wettkampf.


So hat unsere Gruppe heute vor vielleicht dreißig Kilometern Tom und Jules verloren. Da sie aber „nach vorne“ abhanden gekommen sind, machen wir uns keine Sorgen um sie. Im Zweifelsfall holen wir sie ja wieder ein. Dafür sind der Threewheeler und ein Triumph Fahrer zu uns gestoßen.

In einem Dorf am Fuße der Nordseite des Julierpasses legen wir noch einmal einen kleinen Stopp ein. Sorgsam schauen wir uns alle in die Augen, um festzustellen, ob alle noch fit genug sind. Und auch um ein wenig Mut zu machen. Es ist bereits dunkel wie die Nacht und nicht für jeden ist es selbstverständlich unter solchen Bedingungen zu fahren, schon gar nicht einen Alpenpass. Eunice reklamiert Abnutzungserscheinungen und aufziehende Müdigkeit. Mit einem Kohlehydrat-Koffein-Gel aus dem Ausdauersport ist sie aber schnell wieder oben auf. Und so macht sich die Glühwürmchen-Kolonne auf den Weg zur Passhöhe.

Die Abfahrt bringt uns ins Oberengadin. St. Moritz links liegen lassend folgen wir dem Hochtal in Richtung Westen, wo sich das Camp befinden soll. Nachdem wir die Jungs in dem Morgan fast an den ersten Campingplatz nach dem Pass „verloren“ hätten, fahre ich vorne. Ich kenne die Gegend vom Bergwandern und habe eine Idee, wo sich das Camp befinden könnte. Der Weg dorthin hat nämlich eine Länge und Beschaffenheit, die daran zweifeln lässt, ob man noch auf Zivilisation stoßen wird.

Erleichtert und zufrieden erreichen wir das Camp und treffen auch Tom und Jules wieder. Beim Dinner werden die Akkus wieder aufgeladen. Die Anspannung fällt ab und in allerlei Gesprächsrunden tauschen wir uns über die Tageserlebnisse aus. Und das sind nicht wenige. Mit leuchtenden Augen durchfahren die Teilnehmer noch einmal ihre ganz persönliche Etappe.

 Endlich am Tagesziel angekommen
Foto www.mallelondon.com


Am nächsten Morgen


Die nun absolvierte zweite Etappe ist mit 356 km die längste Etappe der Rally. Gestartet sind wir südlich von Meran. Quasi zum Einrollen folgten wir dem Etsch Tal flussaufwärts. In der Folge überquerten wir das Stilfser Joch, Umbrail Pass, Ofenpass und den Flüela Pass, um dann den nördlichsten Checkpoint in Vaduz, Lichtenstein anzusteuern. Via Chur, Lenzerheide und den Julier Pass erreichten wir das Camp im Oberengadin.


Francesca
Foto www.kanyarfoto.com


Mit meiner Guzzi auf dem Weg zur Passhöhe
Foto www.kanyarfoto.com


Blick vom Stilfser Joch ins Tal


Stilfser Joch Drohnenaufnahme
Foto www.mallelondon.com


Logbuch Zeitstempel am Checkpoint Stilfserjoch

Das Wetter war uns mehr als hold. Auf dem Stilfser Joch in immerhin 2.758 Meter Höhe saßen wir ohne Jacke in der Sonne. Das war traumhaft, aber auch gefährlich verlockend. Letztendlich haben wir uns als Team in der Euphorie des grandiosen Erlebnisses viel zu lange dort aufgehalten. Denn von der Tagesdistanz war erst ein Bruchteil zurückgelegt. Hinzu kam bei der Auffahrt der Zeitbedarf für diverse Royal Enfield Foto Shootings und Filmaufnahmen. Erst hier wurde mir bewusst, dass Tom Royal Enfield Professional ist und für den Social Media Bereich arbeitet. Und bei bestem Wetter eine Gruppe Enfields auf dem Weg zum Stilfser Joch vor der Linse zu haben, ist ja ein Glücksgriff sondergleichen. Mehr geht nicht. Das muss natürlich genutzt werden.


Erste Etappe

Bereits gestern herrschte auf der ersten Etappe sonniges Wetter, auch wenn es streckenweise frisch war. Das Jahr ist mit Mitte September für ein derartiges Unternehmen schon vergleichsweise weit vorangeschritten.

Am ersten Tag ist der Start immer wuselig. Bis sich alle Teams organisiert und alle Teammitglieder die Nase gepudert haben, geht es quirlig und etwas chaotisch zur Sache. Die äußerst routinierten Marshalls um Veranstalter Robert Nightingale picken sich aus dem Wuling von Menschen und Maschinen aber Teams heraus, die startklar scheinen und sorgen dafür, dass kontinuierlich im Abstand von wenigen Minuten gestartet wird und es somit insgesamt keine Verzögerung gibt. Der schmale Wirtschaftsweg, der östlich von Innsbruck zum Start Schloss führt, ist unsere Startrampe in ein einwöchiges Rally Vergnügen der besonderen Art.

Die alte Brennerstraße fährt sich viel angenehmer als gedacht. Ich hatte die Befürchtung ständig die Autobahntrasse im Blick zu haben. Aber dem ist nicht so und es ist ein entspannter Einstieg. Die Navigation ist zunächst einfach und die Checkpoints im Streckenverlauf sind gut zu finden. Unser Team besteht aus sechs Fahrern, die noch nie zusammen gefahren sind. Wir finden erstaunlich schnell zusammen und sind in einem guten Gleichklang unterwegs.

 Vorbereitung zum Foto Shooting in den Dolomiten


Foto Shooting - Tom (mit der Kamera), Jules, Eunice, Francesca, Charlie


 Jules (links) am Dolomiten Checkpoint


Die Etappe führt durch die westlichen Dolomiten. Grödner Tal, Sella Pass, Passo di San Pellegrino, Passo di Rollo. Rund 20 Kilometer südlich von Bozen wechseln wir auf die Westseite der Etsch. Schmale und ausgesuchte Wege führen uns oberhalb des Etsch Tales über Kaltern und Eppan zu unserem Tagesziel südlich von Meran. Auf diesem Abschnitt sind wir in der Gruppe sehr froh, auf unserem Führungsmotorrad ein Navi zu haben. Andernfalls wäre es schwer geworden, auf den schmalen Wegen immer den Richtigen einzuschlagen.

Roberts ausgesprochenem Organisationstalent ist es zu verdanken, dass wir wieder in einem beeindruckenden Castel dinieren und auf einer benachbarten Wiese campieren können. Die Abende auf Roberts Rallys sind absolut großartig. Eine höhere Konzentration von interessanten Menschen ist mir selten begegnet.

Die Malle Mountain Rally

Auch ohne einen kompletten Marktüberblick zu haben, dürfte meine Behauptung standhalten, dass das von Robert Nightingale ins Leben gerufene Rally Format einzigartig ist. Robert vertreibt unter dem Label „Malle London“ Waxcotton Motorradgepäcktaschen und -bekleidung sowie ans Motorradfahren angelehnte Lifestyleartikel (zu Londoner Lifestyle Preisen). Malle hat übrigens nichts mit einer Balearen Insel zu tun. Es ist dem Französischen entlehnt und bedeutet Überseekoffer.

Nach dem Etablieren von Tages- bzw. Wochenend Festivals für Liebhaber klassischer und umgebauter Motorräder in Großbritannien, entwickelte Robert seine Formate weiter. Das Ergebnis sind mehrtägige Rallys mit mitwanderndem Camp für die Teilnehmer. Da auf einem der Festivals ein Rennen mit dem Titel „The Mile“, also über eine Meile, ausgetragen wird, war es nur logisch, die große Rally „The Great Mile“ zu nennen. Sie wurde 2017 erstmalig auf der klassischen britischen Langdistanz zwischen Lands End und John O'Groats gefahren. 

In einer knappen Woche einmal längs durch die britische Insel. Über B-Straßen und Single Road Tracks, wie in Schottland. Abends erwartet die Teilnehmer ein komplett aufgebautes Camp in bemerkenswerter Umgebung. Breakfast, Lunch Pakte und Dinner sind für so eine Veranstaltung eher überdurchschnittlich. 

2019 habe ich auf meiner damaligen Ducati Scrambler teilgenommen und hatte eine verdammt gute Zeit. Maximal einhundert Teilnehmer starten in Teams zu vier bis sechs Fahrern. Alle zwei oder drei Minuten startet morgens ein Team. Es werden keine bequemen GPS Tracks gestellt. Die Informationen des abendlichen Briefings müssen von den Teilnehmern selber in Navigation umgesetzt werden. Die tägliche Start- und Ankunftszeit wird neben dem Start und Ziel auch bei drei Checkpoints entlang der täglichen Route in Logbüchern registriert. Das Team welches nach einer Woche am nächsten an einer Idealzeit liegt, „gewinnt die Rally“.

Neben dem außergewöhnlichen Rahmen, den Robert bietet, hängt der Erlebniswert auch stark von dem Team ab, mit dem man unterwegs ist. Melden sich Teilnehmer als Team an, können sie vorab wählen, mit wem sie fahren. Für Einzelanmelder, wie mich, birgt die Sache natürlich immer ein gewisses Risiko. Interessenten sei empfohlen, bei der Anmeldung den eigenen Fahrstil zu skizzieren. Das erhöht die Chance einem passenden Team zugeteilt zu werden. 2019 hätte es mit Robert, Scott und Markus nicht besser laufen können.

An dieser Stelle greife ich der Frage vor, ob das nicht ganz schön teuer sei? – Nun. Genau genommen ist das ja eine absolut subjektive Bewertung. Klarer wird es mit der Frage, was es einem wert ist? – Unabhängig von jeder Bewertung erfordert die Teilnahme einen wirklich signifikanten Euro Betrag. Auf der Veranstalterseite stehen dem hohe Kosten für Logistik, Catering und ausgewählte Übernachtungspunkte, Marshalls etc. entgegen. So gesehen ist das Gebotene sicherlich nicht überteuert. Auf der anderen Seite könnte ich für den Betrag beispielsweise locker drei bis vier Wochen Motorradreise finanzieren, ohne dabei karg zu leben. Aber es ist eben nicht vergleichbar.

Als ich 2019 von der Great Mile retour kam, war ich einerseits begeistert und andererseits differenziert genug um zu sagen, es war sehr cool, aber ich würde eine ähnliche Tour nicht in jedem Fall noch einmal fahren. Wenn es auch keine „richtige“ Wettkampfrally ist, so ist es doch sehr fern von touristischem Fahren oder gar Reisen. Es ist in jedem Fall eine fordernde Orientierungsfahrt mit durchaus langen Tagesetappen. Touristisch unterwegs müsste man mindestens das doppelte Zeitkontingent veranschlagen, um Landschaft und Touristisches ausgiebig zu genießen.

Aber für den Fall, dass man bei einem geringen Zeitkontingent eine sehr hohe Erlebnisdichte in einem Umfeld interessanter Fahrer mit ausgeprägtem Spirit sucht, dann ist es jedoch genau das Richtige. Und eben diesen Fall sah ich für mich in der Mountain Rally 2022. Hinzu kam der Reiz, dass es nach zweimaliger Corona bedingter Verschiebung die erste Mountain Rally Austragung war.


Auf dem Weg zum ersten Camp und Startpunkt der Rally


Alles steht bereit für die Teilnehmer


 Auftragen der Startnummern auf die Shirts


So kam es also, dass ich mich im September auf den Weg nach Innsbruck begebe. Ein Schloss ist ein würdiger Startort für die Rally. (Im Folgenden bleibe ich bezüglich der Etappenorte wage, damit es für zukünftige Teilnehmer spannend bleibt.)

 

 Fahrzeugpark


Am Vorabend trudeln die Teilnehmer ein und der Schlosshof füllt sich mit klassischen oder Retro orientierten meist zweizylindrigen Motorrädern. Mit von der Partie sind zwei Morgan Threewheeler. Ein Fahrzeug wird von Kameraleuten genutzt und das andere wird von zwei Burschen aus Deutschland pilotiert, die die Teilnahme gewonnen haben und ihr Glück kaum fassen können.

Einweisung in den Morgan Threewheeler


Das mit dem Licht klappt schon mal  :) 


Über allem liegt eine freudige Anspannung für das Kommende. Es wird noch geschraubt, Startnummern werden angebracht, Rally Kits verstaut und Shirts mit der passenden Startnummer anprobiert. Erfreut entdecke ich bekannte Gesichter von 2019, versuche aber auch ansonsten einen Überblick über die Teilnehmer zu erhalten. Die Atmosphäre ist großartig und irgendwie sind alle gut drauf. Nach dem Dinner findet das Riders Briefing und die Bekanntgabe der Teams statt. Das interessiert mich natürlich besonders. Es stellt sich heraus, dass ich einem Vierer Team zugeteilt bin, in dem ich drei Fahrer von 2019 kenne. Und das ist auch mein Glück. Es sind definitiv nette Kerls, aber ihr Fahrstil ist nicht wirklich mit meinem kompatibel. Ich bin sicher, dass sie sehr, sehr flott unterwegs sein werden.

Da ich mir einen Überblick verschafft hatte, versuche ich gezielt bei einem anderen Team unterzukommen. Die Jungs versuchen mich noch zu überreden doch mit ihnen zu fahren, aber letztendlich lassen sie mich ziehen, ohne dass es deswegen zu schlechter Stimmung zwischen uns kommt. So lande ich als sechster Fahrer in einem Fünfer Team, bei dem mir mein Bauchgefühl sagt, dass es passt. Was dann auch absolut zutrifft.
Unser Team besteht aus sechs Teilnehmern aus fünf unterschiedlichen Ländern. Wie herrlich. Genau das mag ich an den Malle Rallys. Es handelt sich um Tom aus Großbritannien, der Royal Enfield Profi, wie sich später herausstellt. Jules aus Belgien. Francesca aus Italien. Eunice aus Portugal, Royal Enfield Händlerin aus Porto, wie ich später erfahre. Und Charlie, Journalist aus Großbritannien.

Wir vertiefen uns in interessante Themen, rund um Motorräder, Reisen und Gott und die Welt. Der Abend wird lang. Man muss sich irgendwann förmlich losreißen, damit er nicht zu lang wird. Denn morgen geht es rund. Die Anreise hatte ich mir schon bewusst so eingeteilt, dass ich heute nur ein kurzes Stück bis Innsbruck zu fahren brauchte, damit ich ausgeruht in die Rally starten kann. Wir freuen uns auf den gemeinsamen Start am folgenden Morgen und fiebern der ersten Etappe entgegen.

Start der ersten Etappe. Robert gibt die letzten Instruktionen.


Die schwierigste Etappe

Am Start des dritten Tages sind wir bereits gut eingespielt. Wir stehen mit unseren Motorrädern in der Startaufstellung. Einer des Teams lässt die Logbücher am Starttisch abstempeln, händigt diese den anderen aus, sitzt auf und dann geht es auch schon los. Seit dem zweiten Tag geben wir unserer Team Formation einen festen Rahmen. 


 

Robert startet unser Team zur dritten Etappe.
Tom (rechts), Jules (links) und dahinter Francesca, Eunice, Charlie und ich.
Foto www.mallelondon.com

Tom, Jules, Francesca, Eunice (vom Marshall verdeckt), Andreas und Charlie
Foto www.mallelondon.com, Tom Kahler

Tom fährt in der Führungs- und ich in der Endposition. Tom hat als einziger ein Smartphone mit Navigations App am Lenker und ich bin neben Tom der Einzige mit Navigationsmöglichkeit. Ganz klassisch, Straßenkarten in der Kartentasche auf dem Tank. Francesca, Eunice, Jules und Charlie haben ihre Maschinen über Royal Enfield Italy für diese Rally gemietet und zwar mit Guide - Tom. Zum Glück habe ich das nicht gewusst, als ich fragte, ob ich bei Ihnen mitfahren könne. Wahrscheinlich hätte ich dann nicht gefragt.

So sind wir aber mittlerweile ein gut eingespieltes Team. Auf den kurvenreichen Strecken hat der Führungsfahrer kaum eine Chance alle Fahrer hinter sich im Auge zu behalten. Mein roter Helm hebt sich aber deutlich von den anderen ab. Somit weiß Tom, dass wir komplett sind, wenn er einen roten Punkt im Rückspiegel wahrnehmen kann.
Andernfalls braucht er sich keine Sorgen zu machen und extra zu warten, wenn die Gruppe mal auseinanderreißt. Durch meine am Vorabend präparierten Straßenkarten kann ich in diesen Fällen die Restgruppe übernehmen, ohne dass einer verloren geht. Bei einer passenden Gelegenheit oder spätestens am nächsten Checkpoint sind wir dann wieder vereint. Das tritt dann auch nicht so selten ein.


Unsere Formation: Tom, Jules, Eunice, Charlie, Francesca, Andreas
Foto www.mallelondon.com, Tom Kahler


Außerdem hat Tom bei dieser Formation die Chance mal vorauszufahren, um dann Aufnahmen oder Filmsequenzen von vier Enfields in Folge aufzunehmen.
Bei technisch schwierigen Passagen kann Francesca nicht immer das Tempo der Gruppe halten. Am zweiten Tag kommt sie in einer Serpentinenkurve (innen aufwärts) zu Fall. Sie bleibt unverletzt und den Fußbremshebel der Enfield haben wir schnell wieder zurechtgebogen. Bevor wir zusammen die Fahrt fortsetzen, schaue ich ihr noch tief in die Augen, um festzustellen, ob sie auch wirklich ok ist. Ist sie! Sie ist wirklich eine bemerkenswert zähe Person. Chapeau! Ich verspreche ihr, bis Monaco konsequent meine Positionsaufgabe wahrzunehmen, so dass sie nie nach hinten aus der Gruppe fallen kann und plötzlich alleine fahren muss. Sie schnurrt die folgenden Serpentinen hoch, als sei nichts gewesen. Das schaffen nicht viele Fahrer, die ich kenne, nach einem Sturz. Am nächsten Checkpoint sind wir dann auch schon wieder im Team vereint.

Tom bedankt sich ehrlich und aufrichtig und ist wohl wirklich froh über die Unterstützung. Aber das passt ja auch. Die Gruppe hat mich aufgenommen und ich gebe der Gruppe etwas zurück. So sind wir zu einem Team zusammengewachsen.
Das ist also der Fahrrhythmus in dem wir unterwegs sind. 

Dieser dritte Tag führt uns vom Oberengadin ins Rhonetal. 290 Kilometer sind kein großes Ding mag manch einer denken. Aber auf der Strecke liegen ein paar große Brocken. Splügen Pass, San Bernardino, Gotthard, Furka. Wir haben auf 1.800 m Höhe genächtigt und bereits bei der Fahrt den Maloja Pass hinab ist es regnerisch und kalt. Anschließend arbeiten wir uns die Passstraße zum Splügen hoch. Und es ist richtig harte Arbeit. Bald haben wir das Kondensationsniveau erreicht und fahren in den Wolken. Eingehüllt in dichtesten Nebel kann man kaum von Sichtweite reden. Langsam aber stetig schrauben wir uns dennoch höher.


Impressionen vom Splügen Pass



Zwischen der Häuserzeile geht es noch. Ansonsten herrscht eher Sicht-un-weite.


Später beim abendlichen Austausch äußern selbst die erfahrensten Fahrer, dass sie bei einer selbstorganisierten privaten Tour die Fahrt nicht fortgesetzt hätten und umgekehrt wären. Ich teile ihre Auffassung. Aber es gehört vielleicht zum Wesen einer solchen Rally, dass man Grenzen und Komfortzone etwas verschiebt. Mit Regen und Kühle bleibt der Tag anstrengend, auch wenn die Sicht zwischenzeitlich wieder besser ist.


Am Furka Pass


Nach dem Furka ist dann im Grunde easy going angesagt. Wir folgen dem Rhonetal und die Straßenkarte lässt keinen Hinweis auf anspruchsvolle Streckenabschnitte erkennen. Dennoch ist Aufmerksamkeit angesagt. Denn die geht wahrscheinlich gerade in der letzte Fahrstunde des Tages gerne verloren. Wir sind zwar im einfach zu fahrenden Rhonetal, aber noch nicht bei unserem Camp. Und schon klettern wir über kleinste Wirtschaftswege auf der Südseite des Tales in Richtung Hochalmen. Die kleinen Dörfer und Häuseransiedlungen werden immer verwinkelter. Einmal müssen wir scharf rechtwinklig abbiegen und haben eine unglaublich steile und zwischen zwei Heuschobern, schmale Rampe vor uns. 

Da passt ohnehin nur Fiat 500 durch. Für uns in Reihe fahrend ist das natürlich an sich kein Problem. Aber was ist das? Ich realisiere, dass Francesca dicht vor mir nicht herunterschaltet. Wenn das mal gut geht. Blitzschnell versuche ich einen Plan B für mich zu entwickeln. Den gibt es aber nicht. Francesca wird auf ihrer Enfield immer langsamer. Wenn ihr der Motor abstirbt, wird sie die Maschine nicht halten können, da sie ohnehin nur mit den Zehenspitzen auf den Boden kommt. Und wenn die Enfield kippt, wird sie nicht liegen bleiben, sondern die Rampe herunterrutschen. Da gibt es kaum eine Chance auszuweichen. Für mich nicht und auch für die Fahrer der Gruppe hinter mir nicht…

Es sind bange Sekunden. Der 650er Twin der Enfield schüttelt sich bereits, rettet sich aber tapfer über die Rampe. Wäre Francesca nicht so ein Leichtgewicht, wäre die Geschichte wohl anders ausgegangen. Zwischen den folgenden Wiesen fahren wir auf dem Wirtschaftsweg kurz nebeneinander und gucken uns erleichtert an. „The Enfield is like a brave donkey“ ruft mir Francesca zu und wir lachen beide. Ja, diese Enfields sind wirklich klasse und im Zweifelsfall wie tapfere Esel. Damit würde man wohl auch durch den Himalya kommen, geht es mir durch den Kopf und speichere den Gedanken sorgfältig ab.

Im Folgenden führt die Strecke über Wald und Schotterwege mit Spitzkehren. Irgendwie spüren wir jeden einzelnen der heutigen 290 Kilometer in den Knochen. Uns allen kommt die Strecke endlos vor, was sie aber keineswegs ist, wie wir frisch und ausgeruht am nächsten Morgen bei der Abfahrt feststellen. Den Abend genießen wir auf einer Hochalm mit einer weiten Aussicht auf das Rhonetal und einige sehr hohe Berge.


Endlich auf der Hochalm angekommen


Tagesziel erreicht


Eunice und Charlie beim Abstempeln der Logbücher


Saubere Buchführung  :)


Impressionen von der Hochalm mit Blick über das Rhone Tal





Ruhe vor dem Sturm?

Der vierte Tag bringt fahrerische und somit auch physische Entspannung. Mehr als die Hälfte der knapp 260 Kilometer legen wir im Rhonetal zurück und versuchen uns nicht in Radarfallen locken zu lassen. Bei Monthey schlagen wir uns durch die Berge und gelangen über den schönen und schmalen Pas de Morgine nach Morzine.
Der letzte Checkpoint vor dem Tagesziel liegt sehr versteckt und wir entdecken ihn erst nach mehreren Runden durch den Ort. Anschließend gehen wir die letzten eineinhalb Fahrstunden des heutigen Tages an. Wir schlängeln uns durch eine nicht ganz so hohe Berglandschaft. Zwischenzeitlich gibt es kurze Schauer. Die Straßenführung ist nicht weiter kompliziert. Nur die Straßendecke ist teilweise nass.

Wir fahren in unserer bewährten Formation. Bei der Einfahrt in eine langgezogene Rechtskurve habe ich Charlie und Francesca vor mir. Ein gewohntes Bild. Doch was ist das? Auf den Scheitelpunkt zusteuernd nehme ich links voraus etwas Blaues im Grünstreifen wahr. Blitzschnell wird mir klar, es handelt sich um den blauen Tank einer Enfield. Mein erster Gedanke geht in Richtung Jules. Seine Maschine hat einen blauen Tank und er neigt tendenziell dazu seinen Schutzengel zu strapazieren. Aber nein. Es ist Tom, der sich da aus dem Gras aufrappelt. Dass er aus eigener Kraft aufstehen kann, ist ja schon einmal ein gutes Zeichen. Wir sichern die Unfallstelle, so dass wir die Maschine bergen und ein kleines Stück weiter auf einen Seitenstreifen schieben können. Tom ist dank der Protektoren seiner Bekleidung scheinbar unverletzt. Er hatte großes, wirklich großes Glück, eine freie Rutschbahn zu haben, als die Enfield unter ihm den Grip verlor und er über die Gegenfahrbahn ins Gras rutschte. Nicht auszudenken, wenn in dem Moment Gegenverkehr unterwegs gewesen wäre.

Als erstes kümmern wir uns dann um Tom. Er scheint tatsächlich ok zu sein. Der Enfield rücken wir mit dem umfangreichen Bordwerkzeug zu Leibe. Diese Enfields sind wahrlich wunderbar robuste Zweiräder. Wir bekommen alles wieder hingebogen und geschraubt, so dass die Maschine fahrfähig ist. Den Rest wird Cullum, der Mechaniker, im Camp richten.

Richtig ergründen können wir die Sturzursache nicht. Tom ist ein erfahrener Fahrer und weder Straße, noch Zustand waren irgendwie kritisch. Meine persönliche Vermutung besteht darin, dass die indischen Originalreifen der fast neuen Enfields vielleicht nicht ganz auf dem Stand der gewohnten Technik sind. Das wäre auch absolut das Einzige, was ich an einer Enfield ändern würde. Ansonsten sind das wirklich klasse Motorräder.
Bevor wir die Fahrt fortsetzen, schaue ich diesmal Tom tief in die Augen. Ich möchte vermeiden, dass wir wieder auf die Straße gehen, ohne dass Tom seinen Schock überwunden hat. Hat er aber. – Im Gegensatz zum restlichen Team. Es ist schon erstaunlich, was die Psyche bewirken kann. Zwischen Tom und mir fahren sie übervorsichtig und eiern um die Kurven. Jeder bleibt völlig hinter seinen fahrerischen Möglichkeiten zurück, ist regelrecht blockiert. Es mag der Gedanke sein, wenn selbst dem Guide so etwas passiert, was kann dann einem selber passieren…

Das Tagesziel zwischen Bonneville und Annecy ist zum Glück nicht mehr all zu weit. Das Camp liegt in den Gärten eines netten Chateaus. Nach dem Dinner rede ich mit Tom und Robert und schlage vor, dass Robert mal unverfänglich mit den Teammitgliedern spricht, um nahezubringen, dass so ein Sturz für uns routinierte Fahrer absolut kein Drama oder Schock darstellt. Mit seiner äußerst smarten und empathischen Art gelingt es Robert jedenfalls die Blockade abzubauen. Am Folgetag fahren sie wieder so gut, wie gewohnt.

Ich berichte vor allem deswegen davon, weil es auf eindringliche Weise den Geist der Rally näher bringt. Der ganze Rally Tross ist wie eine große Familie, in der man sich um einander kümmert. Das ist eine gute Erfahrung von Werten und Haltung, die in der heutigen Zeit nicht selbstverständlich scheinen.

Bei so einer Tour gehört es natürlich auch dazu, die Wetterlagen und Entwicklungen im Auge zu behalten. Seit Tagen sitzt uns eine von Norden heranziehende Front im Nacken, die Schneefälle bis runter auf 1.600 m bescheren soll. Morgen steht der Col de l’Iseran mit 2.770 Metern Höhe auf dem Programm. Natürlich kann man ihn umgehen, aber das macht die geplante Strecke von 343 Kilometer nicht unbedingt kürzer. Als ich im August 2014 die Route des Grandes Alps mit dem Rad gefahren bin musste ich auf den 1.993 Meter hohen Col del la Madelaine ausweichen, da die Schneefallgrenze auf etwa 2.200 Metern Höhe sank, wodurch der Iseran per Rad unbefahrbar wurde. Und jetzt ist es bereits Mitte September. Wie es scheint haben wir Glück und die Front bleibt hinter uns. Aber nur mit Abstand von einem Tag. Das war haarscharf. Der Sturm bleibt uns erspart.

Tagesziel Nummer vier erreicht


Auf den Anwesen ist immer genug Platz für die Motorräder


Richtungswechsel

Nachdem wir nun vier Tage lang dem Alpenkamm in Richtung Westen gefolgt sind, steuern wir am fünften Tag der Rally nach Süden. Im Süden liegt das Mittelmeer und wir freuen uns auf das mediterrane Klima. Doch vorher müssen wir über den Col de l’Iseran.

Startvorbereitungen für den fünften Tag


Wenn Robert (rechts) nicht selber morgens den Start vornimmt (und im Laufe des Tages das gesamte Fahrerfeld überholt), ist er schon früh mit seinen Marshalls auf Achse, um einen der Checkpoints zu besetzten.


Fahrerisch läuft es rund. Mit der wiedergewonnenen Leichtigkeit schwingen wir zusammen durch die Berge und dann in Richtung Passhöhe. Da die Passstraße mehrere Skiorte bedient, ist der Ausbauzustand von hoher Güte und man kann die Augen auch mal entspannt durch die hochalpine Landschaft schweifen lassen. Mit der Passhöhe erreichen wir den höchsten Punkt der Rally. Es ist zwar mächtig kalt, aber wir genießen die fantastische Aussicht.


Checkpoint Val d'Isere


Der höchste Punkt der Rally ist erreicht


Über den Col de Mont Cenis erreichen wir Susa und Briancon. Nicht nur die Landschaft, auch die Lebensart ist hier anders als in den Regionen des Alpenhauptkammes. Piemont und französische Seealpen heißen uns willkommen. Irgendwie lebt man hier mehr draußen, begegnet sich Straßencafés. Immer wieder werden bei Ortsdurchfahrten neugierige und freudige Blicke auf uns geworfen. Manchmal winkt man uns sogar zu. An den Checkpoints interessiert sich der ein oder andere Passant für die Rally und die Maschinen. Eine gewisse Motorsport Affinität ist hier nicht zu leugnen.


Kaffeepause in Susa


Das Camp erwartet uns bei einem liebevoll hergerichteten Chateau. Die Eigentümer sind sehr reizende Gastgeber und wir genießen eine vorzügliche Küche. Die abendlichen Gespräche sind wieder so vielfältig wie die Teilnehmer. Mit Gorania vertiefe ich mich in die Geschichte und gegenwärtige Situation des Balkans. Gorania ist in Serbien geboren und lebt auf Malta, wo sie als Ärztin tätig ist. Ihr Großvater war der persönliche Sekretär des jugoslawischen Staatsführers Tito. Das Teilnehmerfeld ist wahrlich eine Ansammlung interessanter Menschen mit spannenden Geschichten.


Unglaublich schöne Übernachtungsplätze   
Foto www.mallelondon.com



Die finale Etappe

Gefühlt war es die kälteste Nacht auf der ganzen Tour, so dass ich nachts noch meine Motorrad Thermounterkleidung angelegt habe. Die Kaltluft greift nach uns. Nicht wenige der Pässe, über die wir in den letzten Tagen gefahren sind, liegen nun unter einer Schneedecke. Uns trennen noch rund 250 Kilometer Fahrstrecke vom Ziel. Monaco.
Obwohl wir uns südlich des 45. Breitengrades befinden, ist es definitiv kalt. Jeder versucht sich gut einzupacken. Fleecejacken und anderes werden untereinander ausgeliehen, damit niemand mehr als vermeidbar frieren muss. Und in der Tat entledigen wir uns erst auf der letzten Passabfahrt zum Mittelmeer der warmen Bekleidung.

Fahrerisch verläuft der Tag zunächst fast im Cruising Modus. Spannend wird es dann am Colle di Tenda 1.908 m. Ist die nördliche Auffahrt noch so, wie kleine, schmale Passstraßeneben eben so sind, weist die Abfahrt auf der Südseite doch Besonderheiten auf. Zunächst ist die Straße so schmal und weist derart enge Kurvenradien auf, dass sie ausschließlich im Einbahnverkehr befahren werden darf. Für jeweils 45 Minuten wird eine Richtung freigegeben.

In der Anfangsphase der Rally streikte das Motorrad eines Teilnehmers. Da er in Süddeutschland zu Hause ist, konnte er es deichseln, sein Motorrad gegen seinen 911er Porsche zu tauschen und fährt seitdem als Classic Car mit. Die Haarnadelkurven des Tenda sind teilweise so eng, dass der Porsche nicht in einem Zug durch die Kurve kommt und ein vor und zurück Manövrieren erforderlich wird.

Ferner handelt es sich um eine Naturstraße. Nicht einmal ein Schotterbelag steht zur Verfügung. Es ist mehr oder weniger schlichtweg anstehender Boden. Die Staubfahne unserer Karawane, in der wir uns bewegen ist nicht wirklich ein Übel – verglichen mit der Vorstellung, wie sich der Untergrund bei Regen in eine Rutschbahn wie aus Schmierseife verwandelt.


Drohnenaufnahme vom Colle di Tenda
Foto www.mallelondon.com


Die verbleibende Strecke ist für mich ein bisschen ein Heimspiel. Durch verschiedene Radtouren ist mir die Gegend vertraut. Mit viel Fahrfreude und Enthusiasmus düsen wir über die letzten kleinen Pässe bis zum Mittelmeer. Mit großen Augen und breitem Grinsen erreichen wir bei Menton die Küste. Aber noch sind wir nicht am Ziel. Natürlich ist nur ein Katzensprung von Menton nach Monaco. Aber je näher wir dem Ziel kommen, desto dichter und wuseliger wird der Verkehr. Wir schaffen es nicht als Gruppe zusammenzubleiben. Das ist allerdings auch nicht schlimm. Spätestens in Monaco dürften die meisten elektronischen Navigatoren ohnehin überfordert sein. Ich kann meinen Radtouren Heimvorteil voll ausspielen und wir gelangen auf einem semi offiziellen Weg durch das Yachthafengelände auf die westliche Hafenmole. – Wir sind am Ziel.


Impressionen vom Ziel

Francesca und Robert
Foto www.mallelondon.com








Richtig gute Profi Fotos gibt es auf der Malle London Homepage. Den Link gibt es weiter unten.


Finish

Ausschließlich lachende Gesichter sind der Beweis einer rundum gelungenen Veranstaltung. Die Stimmung auf der Mole ist eine Mischung aus zufriedener Erschöpfung und freudiger Aufgedrehtheit. Wir lehnen uns zurück und genießen das coole Ambiente des Yachthafens von Monaco.

Auch wenn Monaco grundsätzlich eine nicht geringe Motorsportaffinität aufweisen dürfte, muss man das erst einmal organisiert bekommen, hier für einen Nachmittag mit rund achtzig Motorrädern verweilen zu dürfen.

Robert ist es mit seinem Organisationstalent, Networking und unermüdlichen Einsatz zu verdanken, dass all dies möglich ist. Im Vorfeld erschien mir die Frage, ob die Rally außerhalb von Großbritannien die Außergewöhnlichkeit und Exklusivität der Übernachtungspunkte wird halten können. Ja, das konnte sie definitiv.

Auch für die heutige letzte Nacht wartet wieder so eine Location auf uns. Etwas landeinwärts. Nördlich von Nizza steht das Zeltdorf auf einem privaten Anwesen bereit. Der Besitzer ist ein netter, unkapriziöser Typ. Und natürlich hat auch er eine gewisse Motorsportaffinität.  Neben dem Platz für die Großzelte gibt es einen Pool, Sitzmöglichkeiten für fast einhundert Leute für Dinner und Breakfast sowie Zugang zur privaten Ducati-Sammlung.

Zur Wahrung der Privatsphäre des Gastgebers gibt es hier keine weiteren Fotos des Anwesens. Aber dieses eine Foto gibt einen kleinen Eindruck.


Gewissermaßen von Motorradfahrer – für Motorradfahrer. Allerdings auf einem nicht ganz so alltäglichen Niveau. Wirklich ausgesprochen abgefahren. Dass auch die Abschlussparty der Malle Mountain Rally 2022 eine lange Etappe wird, dürfte niemanden verwundern…

Im nächtlichen Lichterschein am Pool konzentrieren sich noch einmal die Erlebnisse, Erfahrungen und interessanten Begegnungen. So wie der Scheinwerferkegel am Julier Pass die Aufmerksamkeit zum Erreichen der Passhöhe gebündelt hat, sind solche magischen Nächte verdichtete Höhepunkte des besonderen Unterwegsseins auf zwei Rädern.


Schwarz: grobe Rally Route           Gelb: Transfer Route



Nachworte

zum Vorgreifen auf Fragen, die erfahrungsgemäß gestellt werden:


Wie bin ich nach der Rally vom Mittelmeer an die Ostsee gekommen?

Wie man das mit einer Guzzi so macht, auf eigener Achse natürlich. Schließlich ist eine Moto Guzzi ein Langläufer, wie man am Kilometerstand erkennen kann.

Vorher


Nachher


Wie zufrieden war ich mit der Moto Guzzi V7 850?

Sehr! Aber letztendlich gibt es natürlich so viele gute und geeignete Motorräder, wie es Philosophien gibt, diese zu bewegen. Im Gegensatz zur Ducati Scrambler (Bj. 2018) sagt mir insbesondere die Motorcharakteristik der Guzzi zu. Bei dem guten Drehmoment unten herum, verzichte ich gerne auf 10 PS oben herum. Außerdem ist bei einem Verbrauch von 3,8 bis 4,2 Liter/100 km der 21 (in Worten: einundzwanzig) Liter Tank genial. – Zusammengefasst: nur eine Moto Guzzi ist eine Moto Guzzi.


Würde ich wieder an so einer Rally teilnehmen?

Nicht in jedem Fall. – Aber im speziellen schon….smile. Unbestätigten Quellen zur Folge wird für 2024 von einer Marokko Rally gemunkelt. Darüber hinaus könnte später einmal auch eine Artic Circle Rally mit Start in Kopenhagen im Bereich des Möglichen Liegen. Und das wäre ja nun wirklich ein Heimspiel.


Was gab es sonst noch Erwähnenswertes?

Wenige Wochen nach der Rückkehr erhielt ich einen offiziellen Brief mit einem noblen Stempelaufdruck „Égalité – Fraternité – Liberté“. Ich war fest davon überzeugt, dass sich Herr Macron über mein Wohlergehen in Fronkreisch erkundigen wolle. Das stellte sich jedoch als Irrtum heraus. Offensichtlich bin ich nicht allen französischen Radarfallen entkommen. Égalité – Fraternité – Portemonaie.


Welche Tipps kann ich geben?

Wer niemals nie, also ganz bestimmt überhaupt gar nicht an einer Malle Rally teilnehmen will, sollte die folgenden Links unbedingt ignorieren. Alle anderen seien auf das Risiko hingewiesen, dass vor allem das Anschauen des offiziellen Malle Mountain Rally Films die Wahrscheinlichkeit einer Teilnahme drastisch erhöht.  smile


Offizieller Malle Mountain Rally 2022 Film

Mein Bericht der Malle Rally 'The Great Mile' 2019


Text und Fotos Andreas Thier 09/2023

Fotos von Malle London sind mit www.mallelondon.com gekennzeichnet.



Weitere Veröffentlichungen:

Financial Times, The mother of all Motorcycle Rallies

Brummel Magazine, Rally Ho: Malle

Robb Report, Here's What It's Like To Ride a Motorcycle Through the Alps an 6 Countries in 6 Days. Bericht von Charlie (aus unserem Team).

Classic Driver, deutsche Übersetzung von Roberts Bericht