MZ 250 ETZ
Mitte der Achtziger...
In der Clique hatte ich eindeutig den Längsten, nämlich den längsten Endschalldämpfer. Rückblickend hat das Endrohr meiner MZ (es ging über das Hinterrad hinaus !) für ebenso viel Gesprächs- und Lästerstoff gesorgt, wie die Tüte meiner Griso.
Aber spätestens bei den Fahrleistungen werden die Kritiker, damals wie heute, eher kleinlaut. Meine 250er lief in der "offenen" Version mit sagenhaften 21 PS, anstatt der versicherungsgünstigen 17 PS. Meine Kumpels fuhren damals Mitte der 80er Maschinen vom Typ Yamaha SR 500 und Yamaha XS 400 (27 PS Version). Aber wegfahren konnte mir keiner so richtig (grins). Zugute kam dabei sicherlich die Tatsache, dass nicht nur mein Moped, sondern auch ich selbst deutlich leichter war als die Konkurrenz. Und der brave Zweitakter mit seinem nahezu quadratischen Verhältnis aus Bohrung und Hub (69 x 65 mm) ließ sich durchaus unbrav befeuern...
Meine Emme, Mitte der 1980er Jahre
Zudem war die von 1983 bis 1991 gebaute ETZ ein absolut robustes, zuverlässiges und wartungsarmes Alltagsmoped. Die genialen Gummischläuche, in denen die Kette lief, verlängerten die Lebensdauer der Kette deutlich. In der Exportausführung verfügte sie über eine Getrenntschmierung sowie über eine Scheibenbremse. Bemerkenswerter Weise war dies ein Brembo-Lizenznachbau. Wenn ich mich recht erinnere, stand sogar Brembo drauf.
Kickstart
Die Pneumant-Reifen waren für gefühlte 50.000 km Laufleistung gut, so hart wie die Gummimischung war. Die Hafteigenschaften verhielten sich erwartungsgemäß umgekehrt proportional dazu. Der ausgesprochen kastenförmige Reifenquerschnitt erforderte besonders viel Gefühl, wenn man auf der Kante fuhr. Zum Glück gab es eine Reifenfreigabe für "West-Reifen". Gesagt getan, verbesserte sich das Kurven- und Schräglagenverhalten derart, dass ich sehr schnell um die Erfahrung reicher wurde, wie es sich anfühlt, wenn sich STARRE Fußrasten bei einer sportlich gefahrenen Kurve in den Asphalt beißen...
Eine etwas gekürzte "Fußrastenquerstange" (genau so war das gebaut) brachte dann ein paar Grad mehr Schräglagenfreiheit. Insgesamt dürfte es nicht schwer zu vermuten sein, dass mir die Emme verdammt viel Spaß bereitet hat.
Zum Ende meines Studiums wechselte sie in die Hände eines Lehrers, der sich mit Begeisterung an die MZ Tage seiner Studienzeit erinnert fühlte und sie mit leuchtenden Augen übernahm.
Meinen letzten MZ-Kontakt hatte ich dann rund zwei Jahrzehnte später, im Herbst 2008 bei dem Gespannkurs von Sauer / Müller. Als ich das feuerrote MZ-Gespann zum Start klar machte, rief Peter mir zu, ich solle kurz warten, er würde sie mir anwerfen, da die MZ etwas kapriziös zu starten sein. Ich rief zurück, er solle mir einen Versuch geben. Er lächelte wohl wissend, wie viele daran gescheitert waren. Ich lächelte zufrieden zurück, als nach dem ersten Kick das vertraute "Terrengtengteng" Erinnerungen an meine eigene Studienzeit wach werden ließen...
Gespannkurs Sauer und Müller, 2008
Text und Fotos Andreas Thier 05/2008