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  Motor-Rad-Reisen

RAPHA Festive 500

Oder wie man einen Christbaum fährt.


Im Spätherbst 2015 veröffentlicht die britische Radbekleidungsfirma RAPHA die folgende Ankündigung:


The Festive 500
Since 2010, the Festive 500 has challenged cyclists to ride a total of 500km on the eight days between Christmas Eve and New Year’s Eve. Once again we invite you to join tens of thousands of riders in testing yourself on the bike over the holidays as part of this growing festive tradition.... - So, skip that glass of afternoon sherry and get off the sofa this holiday. The Festive 500 will end your riding year on a high. - Wishing you a very Festive 500.


Bei dieser Herausforderung geht es also darum, in den acht Tagen zwischen Heiligabend und Silvester 500 km auf dem Rad zurückzulegen. Eigentlich kein großes Ding. Aber die Tage sind kurz. Und es ist Winter. (Anmerkung 2023: In 2015 waren das noch "echte" Kilometer, die draußen bei Wind und Wetter zurückzulegen waren. Mittlerweile werden auch virtuelle Kilometer in der warmen Stube anerkannt.)


A Growing Tradition

The Festive 500 was born of an impulsive idea by Rapha product designer Graeme Raeburn to ride 1,000km in the week between Christmas and New Year’s Eve. In doing so, he would combine visiting his family with extensive product testing and base miles into one intrepid expedition.

The success of Graeme’s madcap adventuring inspired Rapha to invite friends and customers to match (half of) his feat in 2010, and a total of 94 hardy souls completed the challenge. Since then, the Festive 500 has grown to have 48,000 participants last year, of which 8,398 were successful. Easy it isn’t, but challenges never should be.
(Text duplicated from RAPHA Homepage)


Vater dieser Challenge ist Graeme Raeburn, seines Zeichens RAPHA Produkt Designer und offensichtlich Vielfahrer. Um Produkte zu testen und Familiemitglieder zu besuchen, radelte er mal zwischen Weihnachten und Jahresende 1.000 km.  Das wollte man den Kunden (zum Glück) wohl doch nicht zutrauen und hat die zurückzulegende Distanz auf 500 km halbiert.

Bei dem ersten Kunden Event 2010 haben 94 Fahrer das Ziel erreicht. In 2014 waren von rund 48.000 Startern 8.398 erfolgreich. Gefahren wird international und die Teilnehmer laden täglich ihre GPS Tracker Distanzen auf eine bestimmte Plattform hoch. 

Wer eine besonders originelle Dokumentation oder sonst irgendetwas cooles einreicht, hat Chance auf wertvolle RAPHA Sachpreise. (Ich glaube die besten fünf oder zehn wurden prämiert.)

 


Also dann mal los...




1.Tag     24.12.2015     105, total 105 km

Temperatur 7°C, Wind S 5 Beaufort, trocken
Perfektes Winterradelwetter. Trocken, mild und nicht all zu viel Wind. Da ich in jedem Fall etwas Originelles einreichen will, habe ich mir etwas überlegt und lege mit der Strecke dazu im wahrsten Sinne des Wortes einen Grundstock.

Norddeutsche Weihnachtsdeko


Grundstock 


2.Tag     25.12.2015     102, total 207 km

Temperatur 8°C, Wind SW 6 Beaufort, trocken
Nach wie vor mild. Zunehmender Wind, trocken. Aber SW Wind ist hier im Norden nie ein gutes Zeichen. Immerhin kann ich die rechte Seite meiner 'Karten-Kunst' vollenden. Mich erreicht eine Nachricht von Anna und Mike - Ich habe einen Startplatz beim Trancontinental Race 2016. Juchuu. Das erzeugt eine Runde Extra-Motivation. 

Windige Weihnachten. Sechs Beaufort merkt man auch im Unterlenkergriff.


Rechte Seite der 'Karten-Kunst' Skulptur


3.Tag     26.12.2015     46, total     253 km

Temperatur 11°C, Wind SW 7 Beaufort, schwerer Regen
Schwerer Regen, harter Wind. Kein Radelwetter unter normalen Umständen. Aber RAPHA 500 sind ja auch keine normalen Umstände. Immerhin so viel gefahren, dass die Hälfte der geforderten Distanz überschritten ist. Nach immerhin drei Tagen. Auch psychologisch ein guter Meilenstein.

Genau so fühlt sich heute das Radeln an.


Immerhin mit Rückenwind retour.




4.Tag     27.12.2015     115, total 368 km

Temperatur 10°C, Wind SW 6 Beaufort, trocken
Hurra, das Regengebiet ist durchgezogen und in den nächsten Tagen soll es trocken bleiben. Heute linke Seite der Skulptur erradelt.


Ho ho...


Linke Seite ist fertig. Nun sollte auch klar sein, was es werden soll...smile.



5.Tag     28.12.2015     134, total 502 km

Temperatur 3-4°C, Wind SE 4 Beaufort, trocken
Da ich gestern ja schon überschaubar nah an den 500 km dran war, habe ich mein persönliches Ziel auf 777 km heraufgeschraubt. Außerdem sollte ein Weihnachtsbaum auch eine schöne Spitze haben. Der Wind hat auf Südost gedreht und bringt kalte Luft.

 

Die Tageslichtphase ist natürlich kurz.


 

Ein Stern als Spitze gefällt mir.



6.Tag     29.12.2015     101, total 603 km

Temperatur 5°C, Wind SE 6-7 Beaufort, trocken
Ich bekomme den Hinweis, dass aus Gründen der Proportion die Basislinie für den Boden länger sein sollte. Als Hobby Malerin sollte sie es ja wissen. Also wird die Basis ausgedehnt...smile.

 

Winterliche Wege im Norden


 

Basisverlängerung


 


7.Tag     30.12.2015     102, total 705 km

Temperatur 4°C, Wind SE 5-6 Beaufort, trocken
Huh es wird kälter. Ich wiederhole die Strecke des Vortages.

Am Wegesrand

Route 7. Tag


8.Tag     31.12.2015     72, total 777 km

Temperatur 2°C, Wind SE 5 Beaufort, Schauer
Brrr...der letzte Tag war zeitweise fies. Aber das Ziel vor Augen, habe ich natürlich bis zu den 777 km durchgezogen....smile. Und  die Skulptur ist fertig!

Teilnehmer Deutschland 2.531
meine Platzierung in Deutschland 51

Teilnehmer weltweit 61.585
meine Platzierung weltweit 479

Doch, ich muss sagen, darauf bin ich schon ein bisschen stolz.


Auf der Strava Plattform ergeben die zusammenkopierten Tagesstrecken folgendes Bild.


Hier als Foto meiner Straßenkarte

Das Ganze habe ich dann natürlich bei RAPHA eingereicht. Unter die ersten zehn binich nicht gekommen. Es waren auch wirklich sehr coole und gut gemachte Sachen dabei. Aber immerhin bin ich mit meinem Weihnachtsbaum auf der RAPHA Festive 500 Homepage erwähnt worden.


Impressionen von unterwegs



 


 



Wir hier im Norden haben das Paradies auf Erden....haha.


Der Garmin Navigator war natürlich eine perfekte Hilfe. Einen Tag vor Heiligabend kam er just rechtzeitig. Somit waren das meine erste Fahrten mit einem Fahrrad-Navigator.

 Beim Transcontinental Race in diesem Sommer war ich in der Tat der Einzige old school Fahrer mit Papierkarten. Na klar bin ich in Istanbul angekommen...zwinker. Rückwirkend betrachtet habe ich aber vielleicht jeden Tag 20 bis 30 Minuten für das Navigieren verloren. Vor allem aus Städten herauszukommen und die richtige Landstraßenachse zu treffen war oft nicht einfach.

Extrapoliert auf die Gesamtdistanz von über 4.500 km spart so ein Navigator vermutlich einen kompletten Fahrtag. Mal schauen was die Zukunft noch so bringt...



Text und Fotos Andreas Thier 12/2015